Samstag, 4. 05. 2013
Tür : 17.30 Beginn: 18.00
Eintritt 20.-
Royal Family 15.-
IOIC-Stummfilm-Soirée Pola Negri / Tödliche Leidenschaft
Die Wende der polnischen Tänzerin Apolonia Chalupova vom Ballett zur Schau-spielerei lässt sich genau datieren. Als eine Tuberkulose ihrer vielversprechen-den Karriere ein Ende zu setzen drohte, trug sie im Sanatorium einige Gedichte der italienischen Dichterin Ada Negri vor. Mit dem enthusiastischen Beifall fiel ihre Entscheidung auf das Schauspiel und den Künstlernamen Pola Negri. Hierauf folgte eine schwindelerregende Laufbahn in Theater und Film, in der sie ihrer Rolle der tragischen Femme Fatale immer weitere Facetten abgewann und zum ersten europäischen Star in Hollywood aufstieg.
Das Institut für incohärente Cinematographie hat sich diese Saison ganz dem schillernden Thema der Weiblichkeit im Stummfilm verschrieben. Im altehrwür-digen Royal in Baden, das dieses Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feiert, zeigt das IOIC nun drei frühe polnische und deutsche Filme mit Pola Negri aus der Zeit vor ihrem Wechsel zu Paramount Pictures. Alle Filme werden mit neuen Live-Vertonungen gezeigt.
20 Uhr
Bestia (Polen 1917, 55 min), Alexander Hertz
Vertonung: IOKOI & Simon Berz (Stimme, Keys, Schlagzeug, Live-Elektronik)
„Bestia“, auch bekannt unter dem englischen Titel „The Polish Dancer“ ist der erste erhaltene Film mit Pola Negri in der Hauptrolle und der einzige aus ihrer frühen polnischen Phase. Von der ersten Szene an, in der sie sich einem Bern-hardiner spielend unterwirft, über den ersten Liebhaber, den sie hinterlistig abfüllt und um sein Geld bringt, wird deutlich: Diese Frau spielt mit dem Tode.
Vertont wird der Film von der zarten, stimmgewaltigen Sängerin und Tasten-künstlerin Mara Miccichè alias IOKOI und von Simon Berz am elektronisch erweiterten Schlagzeug. Die beiden haben sich auf der IOIC China Tour 2012 kennengelernt und treten seither immer wieder einmal gemeinsam auf.
21:30 Uhr
Der gelbe Schein (Deutschland 1918, 58 min), Victor Janson / Eugen Illiés
Vertonung: Linda Vogel (Stimme, Harfe, Live-Elektronik)
Um sich im zaristischen Russland in St. Petersburg niederzulassen, brauchten jüdische Frauen gelbe Identifikationsscheine, die jedoch nur an Prostituierte ausgestellt wurden. Ein Umstand der erst nach der Oktoberrevolution abge-schafft wurde. Der Film mit einer studierenden Frau in der Hauptrolle ist zu-gleich der erstaunliche Fall eines deutschen Propagandafilmes mit philosemi-tischer Botschaft. Der Film in dem Pola Negri noch nicht auf den Typus der aktiven Femme Fatale festgelegt ist, wird von der begnadeten Sängerin und Harfenistin Linda Vogel vertont. Auf ihre erste Solo-Stummfilmvertonung darf man gespannt sein!
23 Uhr
Sappho (Deutschland 1921, 82 min), Dimitri Buchowetzki
Vertonung: Dada (Live-Elektronik)
https://soundcloud.com/dadaglobal
Die notorische Untreue seiner Geliebten Sappho treibt den Ingenieur Georg de la Croix wortwörtlich in den Wahnsinn. Als sein Bruder Richard der Sache auf den Grund gehen will, verfällt auch er ihrem tödlichen Charme. Der Film hält nicht zuletzt einer dekadenten Welt den Spiegel vor, die der Lust und Leiden-schaft frönt ohne Rücksicht auf eigene oder fremde Verluste.
Der Zürcher Musiker David Daniel alias Dada ist aus der Zürcher Live-Elek-tronik-Szene nicht mehr wegzudenken. Mit seinen leidenschaftlichen und doch auch humorvollen Stummfilmvertonungen schafft er es immer wieder, das Pub-likum zu begeistern.